Physikalisch-Chemische Praktika
Dr. R. Flesch


    Hinweise zur Fehlerrechnung

    Die folgenden Punkte sind keine vollständige Skripte zur Fehlerrechnung, sondern einfach eine Liste von wichtigen Punkten, wegen deren Nichtbeachtung in Laborberichten/Protokollen häufig "der Wurm drin ist".

    (0) Was ist Fehlerrechnung?

    Fehlerrechnung ist die quantitative Ermittlung der Ungenauigkeit der Messdaten sowie der aus den Messdaten ermittelten Größen. Fehlerrechnung hat NICHTS mit einem Vergleich der eigenen Ergebnisse mit Literaturwerten zu tun. Fehlerrechnung bezieht sich ausschließlich auf eine Analyse der eigenen Daten.

    (1) Signifikante Stellen

    (2) Signifikante Stellen bei Angabe von Größe und Fehler

    (3) Fehlerfortpflanzung

    Ergibt sich eine Größe G multiplikativ aus drei Größen X, Y und Z wie folgt:
        G = X × Y / Z,
    dann ist der maximale relative Fehler von G gleich der Summe der relativen Fehler der Größen X, Y und Z:
        δGmax = δX + δY + δZ.
    Dabei spielt es keine Rolle, ob eine der Größen im Zähler oder im Nenner steht.

    Man hat zu unterscheiden zwischen dem maximalen und dem wahrscheinlichsten Fehler:
    Die Größe G ergebe sich aus 2 Größen X und Y wie folgt:
        G = X × Y
    Dann gilt für den relativen Fehler δGmax:
        δGmax = δX + δY.
    Die beiden (orthogonalen) Vektoren im Fehlerraum wurden hier algebraisch addiert.
    Wir können die Vektoren aber auch vektoriell addieren und erhalten dann den wahrscheinlichsten Fehler (Pythagoras):
        (δG)2 = (δX)2 + (δY)2.
    und somit
        δG = √X)2+ (δY)2.
    Diese Art der Quadrataddition kann auch verwendet werden, wenn mehr als 2 fehlerbehaftete Größen auftreten.

    Ist δX = δY = 0.01,
    so ist
        δGmax = 0.02 = 2%
    und
        δG = √2 × 0.01 = 0.014142...
    Um diesen Unterschied mitzunehmen, erlauben wir der 2. Stelle die Rundung auf die "5" (siehe oben) und geben den Fehler wie folgt an:
        δG = 0.015 = 1,5%.

    (4) Ausgleichsgeraden: da kann man viel falsch machen...

    Ausgleichsgeraden werden im PC-Praktikum normalerweise mittels Datenanalyse-Software bestimmt (empfohlen ist Igor Pro). Unter Umständen ist aber der funktionelle Zusammenhang nicht im gesamten Messbereich linear, sondern nur in einem bestimmten Bereich. Dies ist in der nachfolgenden Abbildung gezeigt: die ersten beiden Datenpunkte im x-Bereich 0..2 liegen offensichtlich nicht auf der Geraden, die den Wertebereich x=2..9 beschreibt.

    Daher liefert auch die Anpassungsgerade schlechte Resultate.
    Wenn man die beiden ersten Punkte bei der Ausgleichsgerade nicht "mitnimmt", ergibt sich eine viel bessere Ausgleichsgerade:

    Den in die Graphik eingetragenen Werten für Steigung und Achsabschnitt können Sie entnehmen, dass die Standardabweichung für den zweiten Fall deutlich kleiner wird. Maskieren Sie bei Ausgleichsgeraden offensichtlich falsche Bereiche!
    18.11.2012, RF